Kniffelig: Das magische Dreieck der richtigen Jobbörsen-Auswahl

Exklusiv Interview mit Gerhard Kenk von Crosswater

 

Hallo Gerhard, mit Crosswater bist Du ja schon seit mehr als 10 Jahren eine Institution in der Jobbörsenwelt. Vielen Dank, daß Du uns an Deinem Wissen teilhaben läßt und uns einen kleinen Einblick in die Herausforderungen für Arbeitgeber bei der Suche nach dem passenden Jobportal gibst.

Warum sind Jobportale bei der Stellenbesetzung so wichtig?

Wenn es um die aktive Suche nach Bewerbern geht, führt kein Weg an den Jobbörsenvorbei (s.a. Platz 1 bei den Einstellungquellen laut Recruiting Report 2012) - das Angebot an Stellenanzeigen ist groß, in Sekundenschnelle können die CV-Datenbanken der Jobportale nach Tätigkeiten oder geographischem Umkreis durchsucht werden.  Und bei einem vielversprechenden Stellenangebot kann eine Online-Bewerbung schnell und direkt am Bildschirm eingegeben werden, Zeugnisse, Bewerbungsfotos und andere Anlagen inklusive.

Doch das moderne e-Recruiting bietet trotz aller Vorteile eine Reihe von Hürden,  die es zu überwinden gilt.

Zunächst geht es um die Auswahl der passenden Jobbörse - denn das Angebot von etwa 1800 Jobportalen ist nahezu unüberschaubar.  Umfrage unter Bewerbern  zeigen, dass 93% der Stellensuchenden bis zu 6 Jobportale gleichzeitig nutzen, damit ihnen keine Karrierechance entgeht. Guter Rat ist nicht teuer, aber es kommt auf die richtige Vorgehensweise an.

Was sind Deine ersten Tipps für die Auswahl eines Jobportals?

Neben den allgemeinen Karriereportalen, die alle Berufe, Tätigkeiten, Karrierephasen oder Regionen im Blick haben, existieren eine große Zahl von Spezial- oder Nischenjobbörsen, die sich ganz gezielt auf spezielle Branchen, Berufe oder Tätigkeiten konzentrieren oder Stellenanzeigen aus einer bestimmten Region  anbieten. Teilweise kann bereits aus dem Namen der Jobbörse die Zielgruppe ableiten (z.B. Ingenieurkarriere), aber Überraschungen sind auch hier an der Tagesordnung. Wer denkt beispielsweise bei dem Namen "GULP" an eine Jobbörse für IT-Freelancer oder bei "Yourfirm" an ein Jobportal für Fach- und Führungskräfte bei Mittelstandunternehmen, den Hidden Champions?

Konkrete Hilfestellung finden Arbeitgeber in dem Jobportal-Verzeichnis von Crosswater Job Guide, dort sind fast alle Jobbörsen des Landes nach Zielgruppen übersichtlich dargestellt:

http://crosswater-job-guide.com/jobborsen-von-a-z/nach-zielgruppen-brancheberuf

Auf welche Leistungsmerkmale der Jobportale sollte man achten?

Im zweiten Schritt der Jobbörsen-Auswahl kommt es darauf an, die leistungsfähigen Jobportale anhand bestimmter Kennziffern zu finden und so bei der Auswahl die Spreu vom Weizen zu trennen.

Anzahl der Stellenangebote

Zwei Leistungskriterien dienen dazu, solche Jobportale zu identifizieren. Das erste Leistungskriterium ist die Anzahl der Stellenangebote, die bei einer Jobbörse zu finden ist. Je mehr Stellenanzeigen, desto größer die Auswahl und desto größer die Chance, passende interessierte Bewerber zu finden. Bedauerlicherweise tanzen nicht alle Jobportale zu dieser Musik und verschleiern die Anzahl der verfügbaren Stellenanzeigen oder blockieren beispielsweise, dass auf der Trefferliste alle gewünschten Stellenanzeigen angezeigt werden.  Einige schwarze Schafe unter den Jobportalen setzen ausschließlich auf die Karte "Masse statt Klasse" und bieten ein schier atemberaubende Anzahl an - leider werden aber solche Jobportale kaum von Stellensuchenden frequentiert.

Dies führt zu dem zweiten Leistungskriterium, nämlich der Reichweite bzw. die Besucherfrequentierung  eines Jobportals.

 Reichweite und Besucherfrequentierung

Dieses Leistungsmerkmal ist einleuchtend, ist aber nur unter ganz bestimmten Bedingungen messbar, transparent und öffentlich. Die Branche der Jobbörsen-Betreiber tut sich damit schwer, jeder Betreiber verkündet stolz besonders gute Besucherzahlen und hüllt den Mantel des Schweigens darüber, wenn diese Kennziffern nicht so positiv ausfallen.  

Zwar kennen die Webmaster und Marketing-Experten der Jobportale diese Werte ziemlich genau, für die Öffentlichkeit sind und bleiben sie ein gut gehütetes Geheimnis. Abhilfe bei dieser Geheimniskrämerei bietet beispielsweise das von Alexa, einer Tochtergesellschaft von Amazon, ermittelte internationale Traffic-Ranking. Hier werden die Besucherzahlen nach unterschiedlichen Methoden gemessen und in einer Traffic-Ranking-Zahl vergleichbar gemacht. Dabei geht es zu wie bei der Olympiade: Der Sieger auf Platz 1, der Silbermedaillengewinner  auf Platz 2 und der letztplatzierte landet dann irgendwo unter "ferner liefen" auf Platz 24.275.187. Zwar argumentieren einige Experten, dass das Alexa-Ranking auch gewisse Schwächen habe, aber momentan ist es alternativlos: es ist öffentlich verfügbar (www.alexa.com) und ermöglicht vor allem, Besucherfrequentierung von ähnlich gelagerten Jobportalen relativ  schnell vergleichbar zu machen.

Wie kann man denn das Finetuning der Auswahl gestalten?

Es bleibt noch abschließend zu klären, wie man bei den generellen Jobbörsen wie z.B. Jobscout24, Stellenanzeigen.de, Meinestadt.de, Monster, Kalaydo oder Stepstone diejenige auswählt, die die richtige - auf den Jobsuchenden zugeschnittene - Zielgruppe am besten bedient.  Gerade wenn dei Verlängerung von Rahmenverträgen ansteht. Eine erste Hilfe ist der Blick auf die Konkurrenz, d.h. wo schalten denn die anderen Arbeitgeber? Der zweite Blick sollte den Bewerbern gelten - hier hilft der Jobportalprofiler. Und nicht zuletzt gilt es, die Trends im Auge zu behalten -hierzu hilft ein Blick auf die Entwicklung der Jobbörsen über den Zeitverlauf.

Wer sind denn die Aufsteiger - Absteiger - Newcomer bei den Jobbörsen 2012?

Die bisherigen Analysen der der CrossPro Nutzer-Umfrage haben sich vorwiegend auf die Gesamtergebnisse und auf die unterschiedlichen Zielgruppen konzentriert. Nachdem die Dauer-Umfrage nun seit neun Halbjahresperioden läuft, ermöglichen diese Zahlen auch einen näheren Blick auf die Entwicklung der Nutzerzufriedenheit und der Suchqualität im Zeitverlauf.

Der Ergebnisbericht zum Stichtag 31.12.2012 auf der Basis von knapp 20.000 Bewertungen liegt vor und kann kostenfrei hier bestellt werden: Kostenfreier Download der 45 Seiten starken Studie.

Welches sind denn die besten Jobbörsen?

Da zu hilft ein Blick auf die Gewinner des Qualitätswettbewerbs "Deutschlands beste Jobportale"

Generalisten

1. Stepstone (www.stepstone.de)

2. Jobware(www.jobware.de)

3. Kalaydo (www.kalaydo.de)

Spezialjobbörsen

1. Hotelcareer (www.hotelcareer.de) Hotel- und Gastronomie-Branche
2. Yourfirm (www.yourfirm.de ) Fach- und Führungskräfte für den Mittelstand
3. Jobvector (www.jobvector.de) Naturwissenschaften, Life-Science, MINT

Jobsuchmaschinen

1. Kimeta (www.kimeta.de)

2. iCjobs (www.iCjobs.de)

3. Jobrobot (www.jobrobot.de

Und wie sieht es bei den oft zu Unrecht vernachläßigten Jobsuchmaschinen aus, die teilweise mit über 2,3 Mio  Stellenangeboten für Bewerber ein Vielfaches im Vergleich zu Generalisten und Spezialjobbörsen bereithalten?

Die einst grauen Mäuse des digitalen Recruitments bekennen Farbe und zeigen mit ihrer Dynamik, was alles machbar ist.

Die Darmstädter Jobsuchmaschine Kimeta hat ihr Geschäftsmodell längst von einer reinrassigen Jobsuchmaschine mit eingebautem Crawler zu einem Software- und Dienstleistungsunternehmen ausgebaut, welches reihenweise regionale und vertikale Jobmärkte lanciert. Dabei wird quasi "unter der Haube" die Kimeta-Technologie eingesetzt, Styling und Lack auf der Oberfläche ist Branding und Marketing.

So bietet Recruitingjobs http://www.recruitingjobs.de/ Jobs für alle im Recruiting an. Das wohl interessanteste Projekt ist die Ablösung der AHGZ-Jobbörse (Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung aus dem zur DFV-Verlagsgruppe gehörenden Matthaes-Verlag in Stuttgart mit der Jobsuchmaschine Jobsterne.de (http://www.jobsterne.de/).

Eine andere Zielrichtung hat das Geschäftsmodell von iCjobs.de: Dort steht B2B und damit das Dienstleistungsgeschäft für Personalvermittler im Vordergrund. Nach ihrem Relaunch im Sommer 2012 punktete die in Frankfurt domizilierten Jobsuchmaschinen-Experten mit einer gesteigerten Nutzerzufriedenheit in der Jobportal-Nutzerumfrage von Crosspro-Research.com (http://www.crosspro-research.com)

Auch international sind Jobsuchmaschinen Gegenstand der Akquisitionen: Die US-basierte Jobsuchmaschine Indeed.com wurde von einem japanischen Recruiting-Dienstleistungsunternehmen gekauft, Branchen-Insider zufolge könnte der offiziell nicht genannte Kaufpreis in der Größenordnung von 1 Milliarde US-Dollar liegen.

Auch der Axel Springer Verlag ist neben seinen Akquisitionen von Stepstone.de sowie Meinestadt.de längst nicht am Ende der Fahnenstange angekommen. Einer Pressemeldung des ASV zufolge steht die jüngst übernommene Jobsuchmaschine Jobanova.de unmittelbar vor einem Relaunch.

Diese einzelne Aktivitäten sollten jedoch nicht den Blick auf das große Ganze verschleiern: Der Trend zur Mehrfachpublikation von Stellenanzeigen auf quasi allen Medien und vielen Portalen gleichzeitig werden für eine Umwälzung im e-Recruiting sorgen: für Arbeitnehmer, Jobportalbetreiber und Jobsuchende.

Gerhard, vielen Dank für das Gespräch.


Wolfgang Brickwedde